Tipps und Tricks
Spannungsprüfer: Finger weg vom Lügenstift
Eine der im Wortsinn spannendsten Fragen bei Arbeiten im Haushalt ist die, ob durch eine Leitung Strom fließt. Für Laien ist das Anbringen einer Deckenleuchte daher immer mit einem gewissen Nervenkitzel verbunden. Muss es aber nicht. Wir verraten, warum.
„Ich habe mit dem Spannungsprüfer gemessen. Da ist kein Strom drauf“, dürfte zu den Top 10 der Famous last words bei Arbeiten im Haushalt gehören. Denn Laien gehen der Frage „Ist da Strom drauf?“ gerne mit einem Gerät, das im Volksmund zwar Spannungsprüfer genannt wird, bei Elektrikern aber als „Lügenstift“ verpönt ist, auf den Grund.
Denn der kleine, einpolige Spannungsprüfer, der aussieht wie ein Schraubendreher mit durchsichtigem Griff, ist sehr unzuverlässig – und somit potenziell lebensgefährlich.
Vorsicht! Mit diesem auch "Lügenstift" genannten Spannungsprüfer können lebensgefährliche Messfehler entstehen.
© Stefan Reinke
Der Spannungsprüfer nach DIN VDE 0680-6 darf offiziell sogar zum Feststellen der Spannung benutzt werden. Fraglich ist bloß, ob er das auch immer zuverlässig tut. Es warnt auch die Fachzeitschrift “Elektrofachkraft”.
Darum ist der „Lügenstift“ kein zuverlässiger Spannungsprüfer
- Der Lügenstift funktioniert so, dass der Strom durch den Stift und den Körper des Benutzers fließt und dabei eine im Inneren des Griffs verbaute Glimmlampe zum Leuchten bringt. Vor der Lampe befindet sich ein starker Widerstand, der dafür sorgt, dass nur ein sehr geringer, gesundheitlich unbedenklicher Strom durch Stift und Körper fließt.
Steht der Benutzer des Stifts auf einem isolierten Untergrund, fließt jedoch unter Umständen so wenig Strom, dass die Lampe nur sehr, sehr schwach leuchtet, was in einer sehr hellen Umgebung – Tageslicht im Sommer reicht – gar nicht gesehen werden kann. Der Benutzer meint also, es fließe kein Strom. Das kann tödlich enden. - In Außenbereichen (wo der Stift niemals benutzt werden sollte!) kann es passieren, dass durch Luftfeuchtigkeit oder Regen der Widerstand überbrückt wird und der Strom aus der zu prüfenden Quelle (Steckdose, Lampenanschluss…) direkt durch den Körper fährt. Wenn der dann noch geerdet ist, zum Beispiel weil der Benutzer eine Regenrinne berührt, kann es vorbei sein.
- Die Glimmlampe kann ganz einfach defekt sein und trotz vorhandener Spannung nicht leuchten.
- Der Spannungsprüfer reagiert auf die „kapazitive Einstreuung“ (Strom, der aus einer anderen Leitung überspringt) einer nebenliegenden Leitung. Dann meint der Benutzer, es läge Spannung vor, obwohl gar keine da ist. Das ist zumindest nicht lebensgefährlich, aber dennoch ein falsches Messergebnis.
Das sind die Alternativen zum Lügenstift
Es gibt zwei mögliche Alternativen zum bekannten Spannungsprüfer aka Lügenstift. Aber nur eine davon können wir guten Gewissens empfehlen.
Nicht so gut: Berührungsloser Spannungsprüfer
Hier ist Vorsicht angebracht. Denn Spannungsprüfer dieses Typs erkennen nur Wechselstrom, da sie auf die bei Wechselstrom auftretende kapazitive Spannung anspringen. Die Empfindlichkeit der Geräte ist zudem sehr unterschiedlich. So kann es sein, dass der eine Prüfer keine Spannung erkennt, der andere aber schon. Außerdem können starke elektromagnetische Felder das Ergebnis beeinflussen.
Mit einem zweipoligen Spannungsprüfer besteht keine Lebensgefahr.
© Stefan Reinke
Anders als beim Lügenstift, ist es beim berührungslosen Spannungsprüfer unwahrscheinlich, dass der Benutzer schon beim Prüfen einen Schlag bekommt. Zeigt der Prüfer jedoch keine Spannung an, wo doch welche vorhanden ist, ist auch dort das Ergebnis unter Umständen fatal.
Wir empfehlen: Zweipoliger Spannungsprüfer
Benutzen Sie einen zweipoligen Spannungsprüfer nach DIN VDE 0682-401 bzw. DIN EN 61243-3. Der besteht aus zwei mit einem Kabel verbundenen Endstücken, wobei das eine dicker ist und ein Display oder eine andere Art Anzeige besitzt, die ohne Batterie funktionieren muss.
Der zweipolige Spannungsprüfer gehört zur Grundausstattung jedes Elektrikers. Die Norm, nach der diese Spannungsprüfer gefertigt werden müssen, legt hohe Anforderungen an das Gerät fest. Es ist bei einem intakten Gerät so gut wie ausgeschlossen, dass Strom durch den Körper fließt.
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