Umschulungen
Zurück in den Job mit Umschulungen der SIHK Akademie
Oft sind es Schicksalsschläge, mal aber auch die Lust auf einen Neuanfang, wenn sich Menschen beruflich neu orientieren und eine Umschulung beginnen. Auf jeden Fall aber ist eine Umschulung eine Reise ins Ungewisse, an deren Ende im Idealfall nicht nur ein neuer Beruf, sondern auch eine neue Arbeitsstelle steht.
Die Teilnehmer des Speed-Datings müssen ihr Wissen unter Beweis stellen.
© Stefan Reinke
Einer der Wegbegleiter für diese Menschen ist Heinz Strubel. Seit zehn Jahren arbeitet er als Ausbilder in der Technischen Bildungsstätte der SIHK Akademie in Lüdenscheid. Zu seiner Klientel gehören Empfänger von Arbeitslosengeld I und II im Alter von 25 bis über 50 Jahren. „Das ist für mich kein Beruf, sondern eine Berufung“, erklärt Strubel. Er sieht sich als Begleiter, was bedeutet, dass der Kontakt zu zahlreichen seiner Umschüler nicht mit Ende der Maßnahme abreißt. „Zu vielen habe ich noch jahrelang Kontakt und weiß, wie es ihnen ergeht“, so der 54-Jährige.
Sich selbst sieht er als eine Mischung aus „Sozialpädagoge, Ausbilder und Streetworker“, denn seine Umschüler haben oftmals zahlreiche Brüche in ihren Lebensläufen. Doch Strubel lenkt mit ihnen gemeinsam den Blick auf die Gegenwart und in die Zukunft: „Was war interessiert mich nicht. Entscheidend ist, was jetzt ist“, so Strubel. So führt die SIHK Akademie Menschen mit den unterschiedlichsten Biografien erfolgreich zum Abschluss ihrer Umschulung – die Erfolgsquote: 100 Prozent.
Dreimonatiges Praktikum und die Hoffnung auf Übernahme
Die Umschulung dauert 16 Monate von Oktober bis Januar. Mit dazu gehört ein dreimonatiges Praktikum in einem Betrieb, in dem die Absolventen dann auch den praktischen Teil ihrer Abschlussprüfung ablegen. Und nach Möglichkeit wollen sie anschließend im Betrieb weiterarbeiten.
Susanne Kordelosch (rechts) hat bei der SIHK Akademie eine Umschulung zur Maschinen- und Anlagenführerin absolviert.
© Stefan Reinke
Um die Umschüler in Arbeit bringen zu können, benötigt die SIHK Akademie Partner in der Wirtschaft, die gewillt sind, den Menschen eine Chance zu geben. Eine davon ist die Firma HASCO Hasenclever GmbH & Co.KG in Lüdenscheid.
Und so sitzen an einem Freitag Anfang Juni zehn Umschülerinnen und Umschüler bei einem Speed-Dating , dass das Unternehmen gemeinsam mit der SIHK Akademie organisiert hat. HASCO produziert Normalien für die kunststoffverarbeitende Industrie und ist einer der vielen südwestfälischen Weltmarktführer mit rund 700 Mitarbeitern an 35 Standorten weltweit.
Die Lebensläufe der zehn Kandidatinnen und Kandidaten, die ihre Umschulung bei der SIHK Akademie absolvieren und nun auf einen Praktikumsplatz bei HASCO hoffen, könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie stehen den Vertretern des Lüdenscheider Unternehmens Rede und Antwort, beantworten Fragen zu ihrem Lebenslauf, Arbeitserfahrungen und Fähigkeiten.
“Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens schreiben”
„Die Umschüler bekommen die Möglichkeit, die Erfolgsgeschichte unseres Unternehmens fortschreiben zu können“, so HASCO-Personalleiter Dr. Sebastian Hüppe und fügt hinzu: „Wir ermöglichen ihnen, die bisher gelernten Elemente durch praktische Erfahrungen zu ergänzen und ihre Ausbildung schließlich bei HASCO abschließen zu können.“
Heinz Strubel bildet bei der SIHK Akademie Umschüler aus.
© Stefan Reinke
Lukas K. ist einer von ihnen. Der 28-Jährige hat bislang nur als Leiharbeiter sein Geld verdient. Vorher war er in Australien – Work and Travel. Eine Ausbildung hat er nicht, daher nutzt er die Möglichkeit zur Umschulung, die ihm die SIHK Akademie bietet. Er zeigt sich beim Speed-Dating engagiert und bekommt einen der begehrten Praktikumsplätze.
Ebenso die 54-jährige Susanne Kordelosch. Mehr als 35 Jahre lang konnte sie Berufserfahrung in der Produktion sammeln. Dann wurde ihre Firma geschlossen, Kordelosch zum Neuanfang gezwungen. „Ich wollte immer mit Maschinen arbeiten. Ein Job am Schreibtisch ist nichts für mich“, sagt sie. Nachdem sie erfährt, dass sie ein Praktikum bei HASCO absolvieren darf, ist sie entsprechend froh: „In meinem Alter ist es nicht leicht, etwas Neues zu bekommen.“
Auch wenn ihr zu Hause „nicht die Decke auf den Kopf gefallen“ sei, habe sie sich doch so ihre Gedanken gemacht. „Ich musste einfach wieder etwas tun und hatte schon Angst, dass ich nichts finde“, blickt sie zurück, und: „Nach der Zusage von HASCO war ich einfach happy und bin froh, dass ich wieder arbeiten kann.“
Thorsten Pape hat einen Praktikumsplatz bei der Firma HASCO in Lüdenscheid bekommen. Vor seiner Umschulung war er Kamera-Verkäufer in einem Elektro-Fachmarkt.
© Stefan Reinke
Das gilt auch für Thorsten Pape. 20 Jahre lang verkaufte er in einem großen Elektro-Fachmarkt Kameras, hatte ständig Kontakt zu Menschen. Bis ihn im Jahr 2008 ein Unfall aus der Bahn warf. Es folgten drei Jahre Therapie und letztlich die Arbeitslosigkeit. Statt mit Kundinnen und Kunden wird Pape es bei HASCO mit Maschinen zu tun haben.
„Den Vorschlag zur Umschulung hatte die Arbeitsagentur gemacht“, so Pape. „Ich war immer schon sehr an Technik interessiert und fand die Idee gut“, erinnert er sich. Die Umstellung war zunächst sehr groß. „Das rein Handwerkliche ist schwierig“, gibt Pape zu. Doch: „CNC-Programmierung war sofort mein Ding“, kennt er seine Stärken.
Speed-Dating für Umschüler bei der Firma HASCO Hasenclever in Lüdenscheid.
© Stefan Reinke
Auf die Herausforderung bei HASCO freut er sich. „Ich will hier wertvolle Erfahrungen sammeln. In meinem Alter ist es natürlich schwer, einen neuen Job zu finden“, so Pape bescheiden. Der Mittfünfziger sieht die Herausforderung, die im Praktikum auf ihn wartet, gelassen: „Ich verspüre keinen Druck und ruhe in mir.“
87 Prozent der Umschüler wurden übernommen
Dr. Sebastian Hüppe indes bestätigt, dass die Umschüler gute Aussichten haben, dauerhaft eine Stelle bei HASCO zu bekommen: „Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Perspektive für Umschüler in unserem Hause positiv ist.“ In den vergangenen Jahren sei die Mehrzahl der Umschüler in ein befristetes Arbeitsverhältnis übernommen worden.
Die Übernahme in ein Arbeitsverhältnis ist auch Strubels Ziel. Rund 87 Prozent betrug die Übernahmequote im vergangenen Jahr.